Berufliche Neuorientierung – Chancen erkennen und handeln

Veränderungen: Die meisten Menschen lieben sie nicht. Doch gerade unsere Wirtschaft ist einer laufenden Veränderung unterworfen und auch wir spüren die Auswirkungen davon. Mit der Zeit gehen oder Zeit verlieren? Sich einfach abgrenzen oder sich auf Veränderungen einlassen? Neuorientierung ist im Grunde genommen eine laufende Lebensaufgabe. In diesem Artikel finden Sie wertvolle Tipps, wie Ihre Neuorientierung gelingt.

90 Prozent unseres Lebens verbringen wir in der Komfortzone. Leben geschieht einfach. Es plätschert und läuft, oder auch nicht. Nur 10 Prozent unserer Zeit befinden wir uns in der Entwicklungszone. Dort, wo wir aufhorchen. Wo wir neuen Herausforderungen ausgeliefert sind und wo neue Ideen, Denk- und Sichtweisen gefragt sind. Das sind die eigentlichen Momente, die uns glücklich machen können. Die dem Leben eine gewisse Würze und Tiefe verleihen.

Müssen wir uns neu orientieren, weil wir bestimmten Situationen ausgeliefert sind, kostet uns das enorm viel Kraft. Dieser Fall tritt zum Beispiel ein, wenn uns überraschend gekündigt wird oder wenn wir innerhalb unseres Jobs auf eine tiefere Position zurückgestuft werden.

Die andere, positive Seite einer Neuorientierung ist die gestalterische. Diese Art der Neuorientierung kommt zum Zug, wenn wir unsere berufliche Karriere selbst in die Hand nehmen.

Berufliche Neuorientierung: Sie gestalten und bestimmen die Richtung
Berufliche Neuorientierung: Sie gestalten und bestimmen die Richtung

Berufliche Neuorientierung aktiv gestalten

Niemand von uns ist gerne äusseren Umständen ausgeliefert. Und auch wenn sich das nicht immer verhindern lässt, so sollten wir doch dort aktiv werden, wo wir Einfluss nehmen können. Nachfolgend fünf Tipps, wie Sie eine berufliche Neuorientierung aktiv angehen können.

1. Fragen Sie sich: Welche Gründe führen zum Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung?

Fehlende Impulse und Karrieremöglichkeiten? Gut so, dann sind Sie auf dem richtigen Weg. Zwischenmenschliche Herausforderungen gibt es überall; sie sollten nicht mit einer Neuorientierung gelöst werden, sondern zum Beispiel mit einem Coach oder Mentor.

2. Roadmap: Definieren Sie kurz-, mittel- und langfristige Ziele und feiern Sie sie auch.

Ziele sind zum Beispiel die Beschaffung von relevanten Informationen. Zu den mittelfristigen Zielen zählen die Überprüfung und Auswahl der Informationen und das Treffen von Entscheidungen. Ein langfristiges Ziel kann der Abschluss einer zusätzlichen Ausbildung sein.

3. Informieren Sie sich, was aktuell im Beruf, in der Firma und in der Wirtschaft läuft.

Wir Menschen möchten schnelle Lösungen und fokussieren uns so automatisch auf die einfachsten Lösungsansätze. Mit der Funktion Google Alerts kann man sich zu bestimmten Themen regelmässig Newsinformationen von Google zukommen lassen. So erhalten Sie einen schnellen und aktuellen Überblick über relevante Berufsthemen.

4. Entwickeln Sie einen Blick fürs Ganze.

Neue Sichtweisen sind enorm wichtig. Nur so verhindern wir Betriebsblindheit und Fehlentscheide.

5. Visualisieren Sie das Worst-Case-Szenario.

Was ist das Schlimmstmögliche, das eintreffen könnte, wenn die berufliche Neuorientierung nicht gelingt? Das Worst-Case-Szenario ist wichtig für unser Sicherheitsgefühl. Wie tief könnten wir fallen, wenn unsere Neuorientierung misslingt?

Berufliche Neuorientierung mit Achtsamkeit begleiten
Berufliche Neuorientierung mit Achtsamkeit begleiten

Achtsamkeit leben

Neuorientierungen und Veränderungen brauchen viel Kraft. Nebst den beruflichen Fragen wie Ausbildung, Perspektiven und Umsetzbarkeit dürfen wir unsere privaten Interessen und unser Leistungsvermögen nicht aus den Augen verlieren. Eine gute Portion Achtsamkeit hilft, wertvolle Energie zu sparen. Fünf Tipps, wie Sie achtsam mit sich selbst umgehen:

1. Sorgen Sie für persönlichen Ausgleich.

Zusätzliche Aufgaben oder Neuausrichtungen erfordern mehr Energie. Es ist darum wichtig, dass Sie Ihre persönliche Work-Life-Balance ernst nehmen. Dazu gehört auch die Familie, die auch während der Neuausrichtung auf ihre Kosten kommen muss. Aus sozialen Kontakten schöpfen wir in der Regel viel Energie.

2. Machen Sie unsichtbare Verträge sichtbar.

Denn diese sind oft der Grund, warum es zu zwischenmenschlichen Spannungen kommt. Unsichtbare Verträge sind Erwartungen. Nehmen Sie sich Zeit, um möglichst alle Ihre Erwartungen aufzuschreiben. Am besten führen Sie ein spezielles Erwartungsbuch oder einen Ordner auf dem PC, damit Sie regelmässig Ihre Erwartungen an sich und andere notieren können. Erwartungen sind eine grosse Belastung für das gesamte soziale Umfeld. Man kann sie nur entschärfen, indem man sie bewusst sichtbar macht. So können Sie viel wertvolle Energie sparen und für Ihre Neuorientierung einsetzen. Seien Sie nicht überrascht, wie viele Erwartungen mit der Zeit zusammenkommen. Unser Denken und unsere Erwartungen kennen keine Grenzen.

3. Verbringen Sie Zeit mit ermutigenden Freunden.

Bei Veränderungen und Neuorientierungen brauchen Sie Begleitung. Gute Freunde können eine grosse Stütze sein.

4. Formulieren Sie sogenannte Erlauber.

«Ich bin okay», «Du bist okay», «Ich genüge», «Ich darf mich anderen zumuten» etc. Solche Erlauber sind wichtig, weil sie uns helfen, Stress abzubauen und die oft unterschätzte und doch unersetzliche Menschlichkeit zuzulassen.

5. Finden Sie einen Coach, der Ihnen bei der beruflichen Neuorientierung hilft.

In beruflichen Fragen ist eine Begleitung durch einen professionellen Coach sehr wichtig. Aussensicht und Anerkennung sind unerlässlich, um eine berufliche Neuorientierung zu schaffen und die eingeschlagene Richtung beizubehalten.

Wie in vielen anderen Bereichen gilt auch bei der beruflichen Neuorientierung, dass wir Schritte wagen, das Erreichte reflektieren, Korrekturen vornehmen und weiterfahren. Schritt für Schritt Erfahrungen zu sammeln führt mittelfristig zum Erfolg.

Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon, 14.5.2021

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